Eine Stadt zum Leben

Walsrode kennen viele als Stadt des weltgrößten Vogelparks. Aber die Kommune ist auch ein bedeutender Industriestandort, wie Bürgermeisterin Helma Spöring im Gespräch hervorhebt.

Frau Spöring, die Stadt Walsrode umfasst 30 Ortschaften, in denen rund 31.000 Menschen leben. Viel Arbeit für eine Bürgermeisterin?

Genau genommen sprechen wir sogar über 31 Orte, wenn wir die Kernstadt dazuzählen. Ja, es gibt immer genug zu tun. Aber ich bin seit zehn Jahren im Amt, da entwickelt man Routinen. Und ich habe im Rathaus ein gutes Team, auf das ich immer bauen kann. Dazu gehören rund 140 Beschäftigte direkt im Rathaus und weitere 400 in unseren Kindereinrichtungen.

Was steht aktuell ganz oben auf Ihrer Tagesordnung?

Das wechselt. Denn eine Stadt muss funktionieren und ihre Aufgaben rund um die Daseinsvorsorge erfüllen. Sie muss zum Beispiel neue Baugebiete ausweisen, die Infrastruktur erhalten und ausbauen, den Bestand pflegen. Wir haben neun Kitas und sieben Grundschulen – ohne gute Kinderbetreuung hat man es zum Beispiel schwer, Industrieansiedlungen einzuwerben. Wir habe zwei große Industriegebiete, den A27-Park und Bomlitz mit rund 2.000 Arbeitsplätzen, derzeit entsteht ein neues Aus- und Fortbildungszentrum für den Zoll. In Sachen Steuereinnahmen stehen wir als Kommune dadurch seit Jahren ziemlich gut da. Wir sind eine Stadt, in der man gut leben kann.

Hat dazu auch die Fusion mit Bomlitz beigetragen?

Auf jeden Fall. Zum 1. Januar 2020 sind Walsrode und Bomlitz fusioniert, das war ein Kraftakt! Es liegt zwar schon ein bisschen zurück, aber wie wir das gemeistert haben, darauf bin ich immer noch stolz. Nun profitieren wir zum Beispiel von vielen Synergien in der Verwaltung. Bomlitz hat ja auch einen großen Industriestandort eingebracht, auch das nützt uns allen. Wir haben einen ausgeglichenen Haushalt.

Bei Walsrode denken viele an den gleichnamigen Vogelpark, weniger an Industrieansiedlungen.

Klar, das ist ein wichtiger Faktor. Wir haben im Heidekreis rund fünf Millionen Übernachtungen pro Jahr – der Tourismus spielt also ebenfalls eine wichtige Rolle. Das bedeutet Arbeit, aber auch Einnahmen. Der Weltvogelpark lockt viele Besucher an. Prägend ist für uns beides, Industrie und Natur.

Viel tut sich auch in Sachen Erneuerbare Energien – hier drehen sich jede Menge Windräder …

63 sind es bereits, und es sollen noch mehr werden. Wir versuchen, diese Standorte zu konzentrieren, um das Landschaftsbild zu erhalten. Typisch für die Gegend hier ist der Wechsel von Ackerflächen, Wald und Siedlungen wie den Heidedörfern. Das ist für eine intakte Umwelt wichtig. Neben der Windkraft gibt es bei uns noch 12 Biogasanlagen, auch die darf man beim Thema Erneuerbare nicht vergessen, denn sie leisten einen wichtigen Beitrag und können auch in der künftigen Wärmeversorgung in den Dörfern eine Rolle spielen. Ein weiterer Transformationsprozess, der vor uns steht.

Auf welchen Gebieten arbeiten Sie mit Avacon zusammen?

Avacon ist ja für unser „Kragengebiet“, wie wir das Umland um die Kernstadt nennen, einschließlich Bomlitz, der Netzbetreiber. Wir stehen immer im Austausch, zum Beispiel aktuell bei einer Machbarkeitsstudie für die Vogelparkregion, die zwei Varianten beleuchten soll: Wasserstoff-Stichleitung oder dezentrale Energieversorgung für unsere Industrie.