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Im Gespräch

„Es lässt sich viel bewegen“

Jan Dingeldey, Bürgermeister von Hemmingen, führt Avacon Kommunalreferent Frank Glaubitz durch seine Stadt (v.l.). © Joachim Lührs

Für Jan Dingeldey gibt es nichts Schöneres, als die eigene Heimat gestalten zu können. Der 37-Jährige ist seit 2021 Bürgermeister der Stadt Hemmingen in Niedersachsen.

Herr Dingeldey, im Film „Hemmingen kurz & knapp“ auf der Ortswebseite erzählen Menschen, warum sie gern in Hemmingen leben. Was hätten Sie geantwortet?

Ich bin in Hemmingen groß geworden, war hier in Kindergarten, Schule, Sportvereinen. Für mich ist es einfach eine wahnsinnig lebenswerte Stadt, die Urbanität und Ländliches verbindet – und das vor den Toren von Hannover. Das hat für mich einen großen Reiz. Nicht umsonst haben wir uns ja den Slogan gegeben „familienfreundlich im Grünen“. Wir sind eine tolle Stadt mit sieben Ortsteilen, wo jeder sich einbringen und gut leben kann.

Jan Dingeldey zeigt Frank Glaubitz einen seiner Lieblingsplätze in idyllischer Natur. Hier bei Moeller‘s Fischmanufaktur in Harkenbleck mit Blick auf den See. © Joachim Lührs

Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Als Bürgermeister darf ich da nichts Falsches sagen, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Aber grundsätzlich bin ich sehr gerne auf dem Tennisplatz, weil das meine Sportart ist und ich mich immer freue, wenn ich dafür Zeit finde. Ich mag aber auch Landstriche wie die Hemminger Masch oder das Bürgerholz, da dreh ich gern meine Laufrunde. Wir haben einige Naturräume, in denen man abschalten kann. So direkt an der Stadtgrenze zu Hannover ist das durchaus eine Rarität.
Und wir haben kurze Distanzen: Ich kann mit dem Rad in meinem Wohnort Arnum, das ist der größte Ortsteil Hemmingens, losfahren und bin in 25 Minuten im Zentrum von Hannover. Dabei überquere ich ein maximal zwei Ampeln – der Rest ist Natur. 

Hemmingen ist die flächenmäßig kleinste Kommune in der Region Hannover ...

Das stimmt, aber mit 19.559 Einwohnern liegen wir im Mittelfeld. Dadurch ist es zum Beispiel leichter, Sportstätten oder kommunale Einrichtungen zu sanieren, als für Kommunen mit weniger Menschen. Wir konnten zuletzt auch einen Edeka-Supermarkt ansiedeln – ohne das Ausweisen weiterer Baugebiete und unsere Einwohnerstärke wäre uns das sicher nicht gelungen.

Gab es noch einen anderen Grund, dass Sie gerade in Hemmingen Bürgermeister werden wollten, als dass Sie hier Lokalmatador sind?

Nein. Es gibt nichts Schöneres, als seine Heimat gestalten zu können. Das war meine größte Triebfeder. Ich könnte mir schwer vorstellen, in einer Kommune Bürgermeister zu sein, in der man nicht wohnt und die Menschen nicht kennt. Es hilft enorm, wenn man weiß, wie eine Kommune tickt. 

Hemmingen ist eine lebenswerte Stadt im Speckgürtel von Hannover. © Joachim Lührs

Wollten Sie schon immer in die Politik? Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang?

Ich habe 2006 in Hemmingen an der Carl-Friedrich-Gauß-Schule mein Abitur gemacht. Dann in Osnabrück Jura studiert. Für mein Referendariat war ich unter anderem vier Monate in Chicago bei E.ON. Nach dem zweiten Staatsexamen habe ich fünf Jahre als Anwalt in einer Wirtschaftskanzlei gearbeitet. Daneben war ich schon seit 2007 ehrenamtlich im Hemminger Stadtrat und seit 2011 Abgeordneter der Regionalversammlung der Region Hannover, bis ich im September 2021 zum Bürgermeister gewählt wurde.

Was haben Sie seitdem in Ihrem Amt erlebt?

Erstmal habe ich gelernt, Krisen zu managen: Flüchtlingskrise, Corona, Energiekrise. Nach diesen drei großen Herausforderungen gab es weitere wie einen Ölschaden im Rückhaltebecken oder den Brand der Mehrzweckhalle. Und das alles zusätzlich zum Tagesgeschäft. Bei all dem hat unsere Verwaltung einen hervorragenden Job gemacht. 

Bekommen Sie direkte Reaktionen im Ort?

Was ich höre: Dass die Menschen mich als sehr bürgernah wahrnehmen und mit mir direkt in den Austausch treten können, auch über Social Media. Wir haben einen eigenen Stadtkanal, in dem wir gemeinsam diskutieren.  

Was beschäftigt Sie aktuell?

Schul- und Kindergartenneubau, der Neubau der abgebrannten Halle. Daneben interne Themen wie der Fachkräftemangel. Wie stellen wir uns als attraktiver Arbeitgeber auf? Wie müssen wir unsere Prozesse intern straffen, damit auch junge Menschen es noch besser finden, bei uns zu arbeiten? Zum 1. Januar 2024 tritt bei uns eine Verwaltungsmodernisierung in Kraft – damit entfällt eine Organisationsebene und wir flachen die Hierarchie weiter ab.
Und nicht zu vergessen die großen gesellschaftlichen Transformationen. Energiewende, Hitzeaktionsplanung, Mobilitätswende, Klimafolgenanpassung – alles Themen, die auf globaler Ebene diskutiert werden, aber am Ende in den Kommunen umgesetzt werden.

Fühlen Sie sich da manchmal alleingelassen?

Ich glaube, wir überfordern gerade die kommunale Ebene, weil die Erwartungshaltung groß, aber die Umsetzungsgeschwindigkeit kaum zu halten ist. Denn uns fehlt das Personal. Das muss ein sehr umfangreiches Tagesgeschäft stemmen und zusätzlich kommen die großen transformatorischen Aufgaben auf uns zu.

Wie viele Mitarbeiter:innen hat Ihre Stadtverwaltung?

380. Davon sind aber 185 Erzieher:innen. Wir haben allein elf eigene Kindertagesstätten. 
In der Kernverwaltung arbeiten rund 75 Leute, dazu kommen Betriebshof, das Hallenbad, die Schulsekretariate, die Jugendpflege und das FamilienServicebüro.
Wir haben uns allein für dieses Jahr sechs weitere Vollzeitstellen genehmigen lassen, Stichwort Flüchtlingssozialarbeit. Wir werden erstmals einen Mitarbeiter in der Personalabteilung beschäftigen, der sich ausschließlich um das Thema Recruiting und Personalentwicklung kümmern wird. Zudem werden wir einen dritten IT-Administrator für Verwaltungstätigkeiten einstellen, aktuell sind wir dabei, unsere Kitas zu digitalisieren.

Die Kommunalverwaltung bietet jungen Menschen sinnstiftende Tätigkeiten. © Joachim Lührs

Wo finden Sie neue Mitarbeiter? Sie erwähnten ja bereits den Fachkräftemangel.

Es bewerben sich immer noch Leute bei uns, aber nicht mehr in der Anzahl wie früher.
Ich habe den Eindruck, dass wir als junges, modernes Rathaus wahrgenommen werden – und das zieht bei einigen Bewerbungen. Aber wir stehen in Konkurrenz mit den großen Behörden der Region Hannover mit attraktiven Konditionen.  

Wirkt sich Ihr Engagement auf den digitalen Kanälen positiv auf die Personalgewinnung aus?

Ja. Die jungen Menschen nehmen dadurch das Rathaus als nahbar wahr. Sie können sich vorstellen, was wir hier eigentlich machen. Laut Studien suchen die Menschen heute sinnstiftende Tätigkeiten. Wir als Kommunalverwaltung kümmern uns jeden Tag darum, dass es den Menschen in unserer Stadt gut geht, dass sie alle Leistungen bekommen, die Kindergärten offen sind, die Schulen vernünftig funktionieren ... Einfach Daseinsvorsorge. Das überzeugt immer mehr junge Leute, sich für einen Job in diesem Bereich zu entscheiden. Hier haben wir eine Chance, weil wir wirklich jeden Tag Gutes tun.

Das führt uns nochmal zurück zu den Dingen, die im Rathaus derzeit auf der Agenda stehen.

Ja. Nächstes Jahr machen wir die kommunale Wärmeplanung für Hemmingen. Dafür haben wir uns Fördergelder gesichert. Außerdem sind gerade dabei, eine Starkregen-Gefahrenkarte zu finalisieren. Da wird geschaut, wo sich im Stadtgebiet Gefahren-Hotspots befinden. Ich denke, das Thema Starkregen wird einen viel höheren Stellenwert bekommen als in den letzten Jahrzehnten.
Auch die Themen Bildung und Digitalisierung beschäftigen uns weiterhin. Wir haben alle Mittel aus dem Digitalpakt abgerufen, aber wir haben es jetzt gerade geschafft, einige Verwaltungsdienstleistungen online zu stellen. In vielem sind wir aber noch nicht so weit, wie wir uns das wünschen.
Eine große Kraftanstrengung brauchen auch aufgrund der Kommunalfinanzen, die sehr eingeschränkt und angespannt sind, um unsere Standards aufrechtzuerhalten, unsere Gebäude weiter so gut in Schuss zu halten. Denn am Ende ist es doch so, dass die Menschen zu Recht erwarten, dass die Kommune funktioniert, man Termine und Hilfe bekommt und erklärt wird, warum manches geht und manches nicht.
Eine große Kraftanstrengung brauchen auch aufgrund der Kommunalfinanzen, die sehr eingeschränkt und angespannt sind, um unsere Standards aufrechtzuerhalten, unsere Gebäude weiter so gut in Schuss zu halten. Denn am Ende ist es doch so, dass die Menschen zu Recht erwarten, dass die Kommune funktioniert, man Termine und Hilfe bekommt und erklärt wird, warum manches geht und manches nicht.

Zum Beispiel auch in Bürgerversammlungen?

Genau, die organisieren wir zu bestimmten Themen. Wir hatten gerade zwei große Infoveranstaltungen zur Frage, ob wir die Stadtbahn, die ja noch gar nicht ganz fertiggestellt ist, weiter nach Arnum verlängern, dem größten Ortsteil. Wir wollen in Arnum die alte Bundesstraße zurückbauen mit breiteren Rad- und Fußwegen – da werden wir ganz viel Bürgerbeteiligung durchführen. Auch Kinder- und Jugendbeteiligung, weil die Kinder da ja zur Schule oder in den Kindergarten gehen. Wir wollen hören, was sie sich wünschen, wie ihrer Meinung nach eine Straße heute aussehen soll.

Das klingt gut!

Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht. Nächstes Jahr wollen wir einen Jugendplatz bauen. Dazu haben wir eine Umfrage verschickt an alle Kinder und Jugendlichen, die in der Schule bei uns sind. Über 500 haben geantwortet und beschrieben, wie die sich ihren Jugendplatz vorstellen.

Was ist herausgekommen?

Gewünscht ist ein Platz, wo man „chillen" und gute Zeit verbringen kann, am besten mit WLAN und Toilette. Der nicht total abgelegen ist – die jungen Leute wollen ein Stück weit sichtbar sein. Aber dennoch mit genug Abstand, damit es auch mal laut sein darf. Und ganz viele haben sich Sportmöglichkeiten gewünscht wie Basketballkörbe oder dergleichen. Im Herbst organisieren wir einen Workshop mit interessierten Jugendlichen, bei dem wir schon in die Planung einsteigen.

Funktioniert das mit Erwachsenen auch so gut?

In der Kommunalpolitik muss man immer wieder das Wünschenswerte vom Machbaren trennen und diese Entscheidung dann erklären. Das funktioniert in einem zweistufigen Verfahren mit Umfrage und Workshop gut. Dann sind Verständnis und Akzeptanz für die präferierte Lösung besser.

Auch bei der Diskussion zur Stadtbahnverlängerung nach Arnum hat das geklappt. Da waren am Anfang viele Fragen, die wir in der zweiten Informationsveranstaltung beantwortet haben. Und dann wurde entschieden. Natürlich gibt es Betroffene, bei denen die Stadtbahn vorbeiführen würde. Aber die mehrheitliche Entscheidung kommt der Allgemeinheit zugute. Am Ende entscheidet nun die Region Hannover als Träger des ÖPNV, ob und wann die Stadtbahn verlängert wird.

Jan Dingeldey an der künftigen Endhaltestelle in Hemmingen-Westerfeld. Am 9. Dezember 2023 findet hier die Feier rund um die Inbetriebnahme der Linie 13 statt. © Joachim Lührs

Die Straßenbahnverbindung ins Zentrum von Hannover hat Hemmingen gerade erst bekommen ...

Genau. Die Baubelastung ist jetzt geschafft und im Dezember mit dem Fahrplanwechsel geht die Strecke in Betrieb. Dann fährt die Linie 13 regelmäßig alle zehn Minuten von Hemmingen nach Hannover. In 17 Minuten ist man im Zentrum, staufrei, da die Bahn weitestgehend einen eigenen Gleiskörper bekommen hat.
Aber es gibt weitere Baubelastungen, wir haben Baustellen im Zentrum, müssen Straßen sanieren oder Glasfaserkabel verlegen. Bald sind dafür aber alle Ortschaften erschlossen.

Wie lösen Sie das Problem, Baumaßnahmen besser abzustimmen? 

Indem wir zum Beispiel ein Konzept für die Straßensanierung erarbeiten. Wir haben die kompletten Straßen mit einer sehr modernen Technik befahren lassen, die den Zustand erfasst. Geleichzeitig prüfen wir im Herbst die Kanäle. Beide Ergebnisse legen wir übereinander und entwickeln ein abgestuftes Sanierungsprogramm, das beide Arbeiten verbindet.

Und alles wird gut kommuniziert?

Genau. Unsere Pressesprecherin macht einen super Job. Und wir sind auf Facebook und Instagram aktiv, um die Menschen dort abzuholen, wo sie sich informieren. Die Leute sind nicht mehr ausschließlich in den klassischen Medien unterwegs, sondern holen sich Infos über andere Kanäle. Und wir bekommen mittlerweile sehr positives Feedback auf den digitalen Medien – hier entwickelt sich ein starkes Gemeinschaftsgefühl.

Auch in Sachen Energie setzt Hemmingen auf Gemeinschaft: In der Netzgesellschaft sind Stadt und Avacon gesellschaftsrechtlich verbunden. 

An der Netzgesellschaft sind wir mit 51 Prozent beteiligt, die Avacon hält 49 und kümmert sich um den Betrieb der Strom- und Gasnetze. Das ist eine sehr freundschaftliche und professionelle Arbeit, sehr lösungsorientiert. Wir sind dankbar für einen guten Partner an unserer Seite.

Auch hier gibt es sicher nicht wenige Herausforderungen?

Auf jeden Fall. Der Strombedarf steigt und das Netz muss sich anpassen, wir müssen zum Beispiel neue 20-kV-Leitungen verlegen.  Das macht sich durch neue Baustellen bemerkbar. Auch in den Wirtschaftsplänen schlägt sich das als hoher Investitionsbedarf nieder.
Wichtig sind mir aber auch gemeinsame Ideen wie das Klima-Budget.

Was verbirgt sich dahinter?

Wir wollen die Netzgesellschaft sichtbar machen. Viele wissen gar nicht, dass es diese Gesellschaft gibt und was sie tut. Deshalb wollen wir zeigen, dass sich in Sachen Energiewende auch mit kleinem Budget einiges bewegen lässt. Beide Gesellschafter verzichten jeweils auf 10.000 Euro der Ausschüttung und stellen 20.000 Euro über das Klima-Budget ausschließlich für Hemmingen bereit. Wir haben damit unser kommunales Förderprogramm aufgestockt, mit dem beispielsweise Balkonkraftwerke oder Photovoltaikanlagen unterstützt werden. Und wir wollen zwei weitere Ladesäulen für Elektroautos in Hemmingen errichten.

Gibt es noch weitere Projekte mit Avacon?

Immer wieder. Die Smart Bench hier auf dem Rathausplatz ist ein Beispiel dafür. Avacon hat sie gefördert und sie wurde über die Klimaschutzagentur umgesetzt. Die Bank ermöglicht das Laden von Handys. Ein anderes Beispiel ist unser Stadtfest. Seit langer Zeit haben wir es dieses Jahr wieder gefeiert, mit einer großartigen Party und vielen Vereinen und Verbänden. Abends mit einer Band. Das hat der Stadt sehr gutgetan und wäre ohne die Unterstützung von Avacon nicht möglich gewesen.

Tauschen Sie sich mit Amtskolleg:innen aus?

Aber klar, vor allem im Netzwerk junger Bürgermeister. Dieser Verein ist deutschlandweit tätig und man muss bei der Wahl unter 40 sein. Das wird nicht immer ganz so streng gesehen, aber grundsätzlich ist das Alter die Eintrittskarte. Ich würde es ein Stück weit unter dem Stichwort Selbsthilfegruppe einordnen: Man trifft sich einmal im Monat online und redet über aktuelle Themen. Oft ein gewinnbringender Austausch von Best Practice und ein Ideengeber. Wir sind ja alle keine alten Hasen und es ist gut, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Es gibt eine zweitägige Jahrestagung in Berlin, wo das Netzwerk mittlerweile sehr sichtbar ist. Wir werden in der Politikszene als meinungsstark wahrgenommen. Weil die jungen Bürgermeister:innen deutlich direkter und dynamischer sind und das Thema Modernisierung nach vorn schieben. In Themenworkshops tauschen wir uns mit Politiker:innen auf Bundesebene aus.

Jan Dingeldey spielt als Hauptfigur in einem Kinderbuch mit. Es trägt den Titel „Spielplatz-Alarm in Hemmingen“. © Joachim Lührs

Und manchmal schreiben junge Bürgermeister:innen auch Kinderbücher?

Klingt vielleicht verrückt, aber im Netzwerk waren wir uns schnell einig, dass es unsere Aufgabe ist, auch Kindern zu zeigen, was ein Bürgermeister eigentlich so tut. In Kinderserien wie Benjamin Blümchen oder PAW Patrol ist der Bürgermeister entweder der Doofe, der Trottel oder der Korrupte. Diesem Image wollen wir entschieden entgegentreten.

Deshalb haben wir mit einem Verlag ein Kinderbuch entwickelt, in dem wir den Bürgermeister individualisieren können. Also mit Haarfarbe, Hautfarbe, Kleidung. Und den Namen der Stadt. In der Geschichte geht es dann um einen Spielplatz, den ein Sturm zerstört hat. Der Bürgermeister kommt vor Ort und fragt die Kinder, was sie machen wollen. Es gibt Gegner des Neubaus und richtig viel Arbeit für alle. Aber der Bürgermeister ist derjenige, der sich kümmert und nicht etwa derjenige, der sich das Geld in die Tasche steckt und sogar noch mit dem Bauunternehmer befreundet ist.

Kennen Ihre Töchter das Buch?

Die Zweijährige nicht, aber unsere vierjährige hat es schon einmal vorgelesen bekommen.  Das reicht aber auch – sie bekommt auch sonst oft genug zu hören, dass ich Bürgermeister bin. Ich habe das Buch mal in unserer Bibliothek vorgelesen. Ich finde es wichtig, Kinder für das Lesen zu begeistern und dafür, ein Buch in die Hand zu nehmen. Das gehört bei all dem Digitalen, mit dem sie aufwachsen, unbedingt dazu.
Auch eine freiwillige Leistung, die uns wichtig ist: Wir haben zwei Büchereien, eine hier im Rathaus und eine in Arnum.

Die Hemminger Bürgerschaft ist ebenfalls sehr kreativ. Sie hat sich den HemmingWay ausgedacht und geht spanzandern ...

Ein neues Wort aus Spazieren und Wandern. Entstanden aus dem Wunsch, dass mehr Leute auf unseren schönen Wegen von A nach B laufen und unsere Außengastronomie nutzen. Ein paar Bürger haben sich zusammengetan und schöne Routen durch unsere Orte erdacht. Heraus kamen zum Beispiel der HemmingWay oder der Römerweg. 

Was wollen Sie in Ihrem Amt noch erreichen?

Wir müssen als Kommune erstmal die Daseinsvorsorge aufrechterhalten – das klingt zwar lapidar, wird aber immer schwieriger. Ich will Hemmingen als lebenswerte Stadt weiterentwickeln. Mir ist wichtig, dass die Stadt ihren Mix aus Urbanität und ländlichem Raum behält und damit ihren besonderen Charme.
Ein Thema für mich als junger Mensch ist darüber hinaus die Digitalisierung. Nächstes Jahr wollen wir uns eine Smart-City-Strategie geben. Alles Schritt für Schritt. Auf dem Rathausplatz haben wir seit einem Jahr smarte Mülleimer. Mit Sensor und Solarzelle obendrauf zeigen sie an, ob sie geleert werden müssen. Der Anfang ist also gemacht.

Familienfreundlich im Grünen

Die Stadt Hemmingen ist flächenmäßig die kleinste Kommune in der Region Hannover und besteht aus sieben Stadtteilen, in denen insgesamt 19.559 Einwohner leben. 2023 war das Stadtfest im Juni der Höhepunkt, das seit längerer Pause auch dank der Unterstützung von Avacon wieder stattfinden konnte.

stadthemmingen.de

Junges Netzwerk

Den fachlichen Austausch pflegt Jan Dingeldey im „Netzwerk junge Bürgermeister:innen“.
Der Verein bietet eine Plattform für junge Menschen, die sich politisch und gesellschaftlich engagieren, eine aktive Rolle in der kommunalen Politik spielen und so die Zukunft ihrer Gemeinden mitgestalten.  

junge-buergermeisterinnen.de

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