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Rainer Schmittdiel im Interview

Zukunft gestalten

© Avacon

Erneuerbare ausbauen und in leistungsstarke, gut ausgebaute Netze integrieren – Rainer Schmittdiel, Avacon Vorstand Technik, erläutert, wie eng Netzausbau, Energiewende und Versorgungssicherheit ineinandergreifen.

Herr Schmittdiel, der Ausbau und die Entwicklung der Netze werden langfristig geplant, die aktuelle Energiesituation konnte niemand vorhersehen: Welche Rolle fällt den Energienetzen für eine sichere Versorgung jetzt und künftig zu?

Die Bedeutung der Netze für die Energiewende war immer schon hoch. Das Ziel der CO2-Neutralität und die damit verbundene Dekarbonisierung des Energiesystems stehen auf der politischen Agenda weit oben und beschäftigen uns seit Langem. Nicht alles ist im Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und Wirtschaft perfekt gelaufen, wie wir alle wissen – vieles ist nur langsam vorangekommen. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben Energiewende, der Abschied von fossilen Energieträgern und der Netzausbau nochmals höhere Bedeutung und eine neue Dynamik gewonnen.

Die Weichen dafür stellt die Politik. Im November waren die konkreten gesetzgeberischen Folgen noch nicht ganz klar.  Auf jeden Fall begrüßen wir das Osterpaket, das auf einen wachsenden Anteil regenerativer Energien in den Netzen zielt. Gleichzeitig wollen wir das enorm hohe Niveau unserer sicheren Energieversorgung erhalten, im Interesse aller Kundinnen und Kunden und des Wirtschaftsstandortes insgesamt. Entsprechend behutsam und umsichtig wollen wir den Abschied von den fossilen und die Transformation hin zu regenerativen Energien angehen.

© Marc Stantien/Braunschweig

Worauf richten Sie mit Blick auf die wachsende Rolle der Netze Ihr besonderes Augenmerk?

Wir haben ein sehr leistungsfähiges Netz, von dieser Ausgangsposition profitieren wir. Aber das russische Erdgas, von dem wir uns gerade verabschieden, fehlt. Das macht die Situation schwierig, das System fragil. Wir müssen viele Prozesse gleichzeitig angehen. Selbstverständlich müssen wir neben der Gas- auch die Stromversorgung bedenken – und wir müssen neben der CO2-Neutralität auch an die Bevölkerung und die Industrie, an den Wirtschaftsstandort insgesamt denken. Eine stabile Energieversorgung ist dafür enorm wichtig. „Weg von fossilen Energieträgern“ bedeutet im Übrigen nicht zwangsläufig Elektrifizierung, Dekarbonisierung bedeutet auch die Einspeisung von grünem Wasserstoff und grünen Gasen. Unser Projekt in Schopsdorf etwa zeigt eine mögliche Entwicklungsrichtung an.

 

Welche aktuellen Projekte und Investitionen sind bei Avacon derzeit zentral?

Wir sind stolz, den Netzanschluss für Intel in der Region Magdeburg zu realisieren. Gemeinsam mit unseren Partnern, den Städtischen Werken Magdeburg und 50Hertz als Übertragungsnetzbetreiber, haben wir in einem ambitionierten Zeitfenster ein herausforderndes Projekt auf den Weg gebracht. Dieses und weitere „Leuchtturmprojekte“, aber auch der regionale Netzausbau, die Modernisierung in der Fläche, zeigen, wie wichtig flexible dezentrale Strukturen und leistungsfähige Verteilnetze sind.

Auch kleine Netzverstärkungen haben für den Ausbau der Erneuerbaren oft tragende Bedeutung. „Abnehmen, nicht abregeln“ – das gehört für uns dazu. Nicht nur, weil uns und die Gesellschaft steigende Ausgleichszahlungen für nicht eingespeisten Strom belasten, sondern weil die gesamte Transformation in der Fläche, vor Ort, in jeder Kommune stattfindet.

„Der Netzausbau erhält derzeit eine neue Dynamik.“

Rainer Schmittdiel, Vorstand Technik der Avacon AG

Und welche Aufgaben bestimmen die Zusammenarbeit mit den Kommunen? Drückt sich das in der Netzstrategie für 2035 aus?

Auch wenn die konkreten Rahmenbedingungen, die sich aus dem Osterpaket ergeben, noch nicht feststehen: Wir werden einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien erleben, und wir werden gemeinsam viele intelligente Lösungen umsetzen. Beispielsweise in der Nutzung der bestehenden Erdgasinfrastruktur oder im Bereich der Digitalisierung. Sie hilft uns dabei, Lasten intelligenter zu steuern, um das Stromnetz flexibler und besser auszulasten. Das entstehende höhere Datenaufkommen wollen wir übrigens selbst und noch konsequenter regional managen.

Überragende Bedeutung gewinnt die künftige kommunale Wärmeplanung. Dabei arbeiten wir partnerschaftlich mit Städten und Gemeinden zusammen, um gemeinsam voranzukommen. „One size fits all“ – eine Größe für alles – passt hier nicht. Zu individuell sind die Anforderungen, die sich jeder Kommune schon bei der Planung stellen. Drei Jahre Zeit für eine Konzeption sind sehr ambitioniert, der Zeitdruck ist also enorm. Alle Beteiligten spüren: Die Herausforderung, auch im kommunalen Bereich die Klimaziele zu erreichen, ist riesig. Umso wichtiger ist es, den rechtlichen Rahmen zu kennen und die Chancen in der kommunalen Wärmetransformation gemeinsam zu nutzen.

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