Höhenflug in Kommunen
Drohnen werden zunehmend in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt. Auch für Kommunen bergen sie ein großes Potenzial.
„Alpha One“ – der erste Prototyp des Projekts „Vahana“ – ist abgehoben. Die unbemannte Flugdrohne von Airbus startete Ende Januar 2018 auf einem Testgelände im amerikanischen Bundesstaat Oregon. Bald sollen Passagiere zusteigen. Kein Stau mehr, weil sich der Verkehr über unseren Köpfen bewegt? Das klingt nach Science Fiction, aber Airbus kündigt an, das Projekt „Vahana“ sei schon im Jahr 2020 reif für die Serienproduktion. Sicherlich wird es trotzdem noch eine ganze Weile dauern, bis unbemannte Flugdrohnen – Unmanned Aircraft Vehicles (UAV) – tatsächlich unsere Straßen entlasten, aber interessante Einsatzgebiete für Kommunen bieten sie schon jetzt.
Vermessung und Kontrolle der Region
Flugdrohnen können zu verhältnismäßig geringen Kosten große Distanzen überfliegen. Dabei liefern sie, abhängig von der jeweiligen Ausstattung, sehr unterschiedliche Informationen. Moderne Geräte übertragen dabei ihre Daten in Echtzeit an Smartphones oder Tablets, sodass sie direkt im Feld von den Teams am Boden ausgewertet werden können. All das macht sie attraktiv für Kommunen.
Spezialisierte Firmen bieten bereits an, Gemeinden bei der Vermessung und Kartierung zu unterstützen, oder sie erfassen mit entsprechenden Kameras an Bord Gelände oder Gebäude in dreidimensionaler Qualität. Diese 3D-Bilder sind eine gute Planungsgrundlage und können gleichzeitig dazu dabei helfen, ein Projekt im Detail vorzustellen. Später lässt sich der Fortschritt eines Bauvorhabens unkompliziert dokumentieren. Ideal sind Flugdrohnen zudem, um gegebenenfalls Schäden an schwer erreichbaren Bauten zu inspizieren, etwa an Schornsteinen oder Kirchtürmen.
Eine weitere Möglichkeit wäre es, mit einer Wärmekamera schlecht gedämmte Gebäudeteile aufzuspüren. Die Stadt Bocholt in Nordrhein-Westfalen hat es mit einer Cessna vorgemacht, Flugdrohnen könnten die gleichen Ergebnisse zu geringeren Kosten liefern. Einen Schritt weiter sind die Schweizer und Italiener. Sie lassen Flugdrohnen gezielt fliegen, um illegal errichtete Bauten aufzudecken.
Flüge für den Tourismus
Neue Möglichkeiten bieten die unbemannten Flugobjekte auch den Marketing-Abteilungen der Städte und Gemeinden. Aktuelle Luftbilder zeigen die Attraktionen einer Region und bieten Hinweise zur Orientierung. Mit einer Videokamera an Bord könnten Drohnen sogar Wanderwege, Lehrpfade oder einen Rundgang durch die Altstadt abfliegen. Denn Videos stellen Attraktionen oftmals noch besser heraus als einfache Fotos. Im rheinland-pfälzischen Koblenz arbeitet das Städtische Bäderamt aus einem ganz anderen Grund mit einer Modellfluggruppe zusammen: Die Mitarbeiter haben die Hobbypiloten beauftragt, mit Flugdrohnen Gänse von einem Freibadgelände zu vertreiben, die dort die Liegewiesen verunreinigen.
Gesetz und Technik in Kürze
So vielfältig die Möglichkeiten auch sind, in vielen Fällen benötigen Kommunen eine Genehmigung der zuständigen Landesluftfahrtbehörden. Das gilt unter anderem für:
- Nachteinsätze
- Flüge in einer Höhe von über 100 Metern
- Flugrouten außerhalb der Sichtweite des Piloten
- alle Drohnen, die mehr als fünf Kilo wiegen
- Überflug von sensiblen Bereichen wie Einsatzorten von Polizei und Rettungskräften, Krankenhäuser, Menschenansammlungen, Haftanstalten, Industrieanlagen, Naturschutzgebiete sowie in Kontrollzonen von Flugplätzen
Außerdem braucht der Pilot einen Drohnenführerschein, wenn das Gerät mehr als zwei Kilo wiegt. Schulungen bieten zum Beispiel die Luftsportvereine an. Für eine gewerbliche Nutzung ist aber keine grundsätzliche Erlaubnis erforderlich. Das hat sich mit der Verordnung geändert, die das Bundesverkehrsministerium 2017 herausgebracht hat.
Kommunen, die Drohnen einsetzen möchten, können Sub-Unternehmen beauftragen oder eigene Geräte anschaffen:
- Drei Systeme sind auf dem Markt: Drohnen mit Propeller über dem Motor (Multirotoren), Flächenflugzeugsysteme mit Antrieb an den Tragflächen und Hybrid-Systeme mit mehreren Flügeln, wobei jeder einzelne mit einem dreh- und kippbaren Antrieb bestückt ist. Tragflächen-Drohnen verbrauchen wenig Energie und können große Flächen erfassen. Multirotoren-Systeme sind hingegen flexibler und können über einem Punkt steigen und sinken. Sie eignen sich beispielsweise für 3D-Aufnahmen.
- Während es Drohnen für den Hobbybedarf schon ab etwa 100 Euro gibt, kostet eine professionelle Drohne, die eine hochaufgelöste Kamera (4K) transportiert, ab etwa 2.000 Euro. Die Preise sind nach oben offen, da immer komplexere Ausstattungen angeboten werden. Bei gewerblichen Geräten, die schwere Lasten transportieren können, werden leicht Preise von 200.000 Euro erreicht.