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Interview mit Nadine Fischer, Quartiersmanagerin in Lüneburg

Brückenbauerin im Quartier

Nadine Fischer und Avacon-Kommunalreferent Hans-Hermann Zetsche beim gemeinsamen Rundgang durch das Quartier "Am Weißen Turm" in Lüneburg. © Joachim Lührs/jopri-Foto

Frau Fischer, was ist eigentlich ein Quartier?

Vereinfacht gesagt: Ein Quartier ist ein Stadtviertel mit bestimmten räumlichen Merkmalen, das meist kleiner ist als ein Stadtteil oder -bezirk, aber auch über Stadtteilgrenzen hinausgehen kann. Fast immer stellt es für seine Bewohner ein eigenes soziales Bezugssystem dar.

 

Sie sind bereits seit vier Jahren Quartiersmanagerin im Wohngebiet „Am Weißen Turm“ in Lüneburg. Wie kam es überhaupt zu dieser Stelle? 

Meine Stelle wird durch das Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ ermöglicht und von der Stadt Lüneburg, dem Land Niedersachsen und dem Bund getragen. „Am Weißen Turm“ wurde 2015 als zweites Quartier in Lüneburg mit „besonderem Förderbedarf“ in das Programm aufgenommen. Unser Ansatz dabei ist sowohl ein baulicher als auch ein sozialer. Wir wollen Wohnverhältnisse und Bildungschancen verbessern, das Außengelände aufwerten, die Nachbarschaft und damit die Identifikation mit dem Quartier stärken. Die wichtigste Frage ist: Was brauchen die Menschen vor Ort?

Das Tauschhaus im Quartier "Am Weißen Turm" in Lüneburg. © Joachim Lührs/jopri-Foto

Was sind Ihre Aufgaben als Quartiersmanagerin?

In erster Linie diene ich als Schnittstelle zwischen der Stadtverwaltung und den Menschen, die im Quartier leben. Ich bin dem Bauamt zugeordnet und gebe Eindrücke und Stimmungen vor Ort an die Verwaltung weiter. Wir überlegen gemeinsam, welche Maßnahmen und Projekte konzipiert und umgesetzt werden. Außerdem gibt eine Anlaufstelle, den „Quartiersladen“, dort bin ich immer ansprechbar für die Bewohner. Dabei geht es nicht nur um die Weitergabe von Behördeninformationen, sondern auch darum, die Bewohner zu ermutigen, sich für ihr Quartier zu engagieren. Das funktioniert im ersten Schritt viel über Gespräche und besonders, wenn man den Menschen zuhört. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Netzwerk aller im Quartier tätigen Institutionen, nicht nur der städtischen. Auch für freie Träger bin ich Ansprechpartnerin, wenn sie im Quartier aktiv werden möchten. Die passenden Akteure für verschiedene Projekte an einen Tisch zu bringen und Kontakte herzustellen, ist ein großer Teil meiner Arbeit. Dazu gehören auch die überwiegend privaten Eigentümer der Gebäude und Grundstücke.

 

Wie wichtig ist persönliche Präsenz?

Sehr wichtig, denn sie senkt die Hemmschwelle für die Menschen, Kontakt aufzubauen und sich einzubringen. Im „Quartiersladen“ werden Migrationssprechstunden, soziale Mieterberatung, stadtteilorientierte Seniorenarbeit oder Hilfe beim Kita-Einstieg angeboten. Informations- oder Qualifizierungsveranstaltungen lassen sich hier mit geselligen Anlässen wie Frühlingsfesten oder einem Seniorenfrühstück kombinieren. Besonders Essen kommt dabei immer gut an. Man darf aber nicht erwarten, alle Bewohner des Quartiers erreichen zu können.

 

Was haben Sie schon alles umgesetzt?

Ein großes Projekt war der im vergangenen Sommer eingeweihte neue Spielplatz im Quartier. Wichtig sind auch niedrigschwellige Angebote wie zum Beispiel das kleine „Tauschhaus“. Hier kann jeder nicht mehr benötigte Dinge ins Regal stellen und sich dafür etwas anderes mitnehmen. Gerade in Zeiten von Corona ist es zudem wichtig, Treffpunkte zu schaffen, die Kontakte unter Einhaltung der Abstandsregeln ermöglichen. Eine schöne Gemeinschaftsaktion in unserem Quartier war zum Beispiel die Anlage von neuen Hochbeeten mit eingebauten Bänken. Solche Sitzgelegenheiten gab es im öffentlichen Raum im Quartier sonst nur auf dem neuen Spielplatz.

Der neue Spielplatz im Quartier "Am Weißen Turm" in Lüneburg. © Joachim Lührs/jopri-Foto

Welchen Vorteil hat Quartiersentwicklung?

Der ganzheitliche Ansatz ist sicherlich der größte Vorteil. Durch den Informationsaustausch aller Akteure und die Bündelung der Maßnahmen können Dinge sehr gezielt umgesetzt werden. Die Koordinierungskonferenz aus Vertretern von Stadtverwaltung, Bürgerschaft und sozialen Einrichtungen gibt Empfehlungen über Anträge an den Stadtrat weiter. Dort wird entschieden, wie die Fördermittel eingesetzt werden. Dabei gibt es auch finanzielle Unterstützung für Bürgerprojekte. Von Seiten der Verwaltung wird über Maßnahmen informiert, Rückmeldungen sowie Verbesserungsvorschläge werden aufgenommen. Bei so vielen Parteien und der Abstimmung mit den Privateigentümern der Immobilien und Grundstücke muss man aber auch akzeptieren, dass die Prozesse etwas dauern können.

 

Wie gelingt es, Projekte in langfristige Strukturen zu überführen?

Das Förderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ ist auf zehn Jahre angelegt. Eine Verlängerung wäre jedoch zu begrüßen. Denn es braucht Zeit, um Zugang zu den Menschen und Einblick in die Gegebenheiten vor Ort zu gewinnen. Langfristig funktioniert Quartiersentwicklung nur mit Einbindung der privaten Eigentümer im Quartier. Der erwähnte Spielplatz wurde zum Beispiel mit öffentlichen Mitteln auf Privatgelände errichtet. Die Stadt übernimmt den Unterhalt für zehn Jahre, danach geht er mit allen Rechten und Pflichten in den Besitz des Grundstückseigners über. Unser Ziel ist es, sichtbar zu machen, dass eine Aufwertung des Quartiers für alle von Vorteil ist, auch für die Privatwirtschaft.

Avacon in Lüneburg

Ob als Netzbetreiber, für Strom Gas und Wärme oder als lokaler Wasserversorger über unsere Tochterfirma Purena - wir von Avacon treiben Lüneburgs Energie auf vielseitige Weise voran.

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