Lange hat der Baum den Orkanböen standgehalten, dann kippt er in die Leitung. Die Folge: Stromausfall. Auch an anderen Stellen kommt es zu Behinderungen. Erfahren Sie, wie Kommunen, Avacon und andere Helfer zusammenarbeiten.
Gebannt verfolgen die Menschen die Meldungen in den Medien: Ein Sturm rast mit hohen Windgeschwindigkeiten übers Land, legt den Bahnverkehr lahm, entwurzelt Bäume, kippt sie in Leitungen – der Strom fällt aus. Viele Menschen trifft das Geschehen unerwartet. Nicht so die Netzleitstelle und Bereitschaftsorganisation der Avacon Netz.
„Sind solche Ereignisse prognostiziert, befinden sich die Mitarbeiter an den betroffenen Standorten und in der Netzleitstelle in erhöhter Bereitschaft. Auch das Servicecenter ist auf ein vermehrtes Anrufaufkommen eingerichtet.“
Helge Born, Leiter Netzsteuerung bei Avacon
Gefahr in Verzug?
Störungen können rund um die Uhr kostenlos aus allen deutschen Fest- und Mobilfunknetzen gemeldet werden. Sind sie großflächig, informiert das Unternehmen zunächst über eine Bandansage. Dann entscheidet der Anrufer, ob er mit einem Mitarbeiter des Servicecenters sprechen möchte. Durch gezielte Fragen lokalisiert dieser den Schaden und das Ausmaß. Die Meldung erscheint dann im System der Netzleitstelle und der Schaltmeister leitet die Entstörung ein. Ist Gefahr in Verzug, etwa wenn eine Stromleitung am Boden liegt oder bei einer Gasstörung Gasgeruch auftritt, wird der Anrufer direkt in die Netzleitstelle durchgestellt.
Stürme wie Friederike hatten es in sich
Im 110-kV-Hochspannungsnetz hat Friederike Anfang des Jahres große Schäden hinterlassen. Noch immer arbeiten Teams daran, Provisorien zurückzubauen oder neue Masten in Südniedersachsen zu bauen. In der Nähe von Hann. Münden im Landkreis Göttingen hatten beispielsweise umstürzende Bäume einen Hochspannungsmast umgeknickt. Um diesen zu bergen, rückte ein Bautrupp von 50 Leuten aus. Rund 100 Bäume mussten gefällt werden, um überhaupt zum Mast zu gelangen. Auch das THW kam dazu, weil das Gelände schwer zugänglich war.
Im Jerichower Land hatte Friederike in vielen Haushalten Stromausfälle zur Folge. „Bei uns war allerdings im Juni 2017 mehr los, als der Sturm Paul über Möckern fegte“, berichtet Bürgermeister Frank von Holly.
Damals hatte er rund 30 Leute organisiert, um eine Freileitungstrasse freizuschneiden. Anschließend konnte das Avacon-Team den Schaden sichten.
„Im Notfall stehe ich mit meinem Kommunalreferenten und der Leitung der Feuerwehr in Kontakt.“
Frank von Holly, Bürgermeister der Stadt Möckern
Frank von Holly wünscht sich in der Zusammenarbeit kurze Wege: „Schließlich haben wir viele Helfer, die in der Not bereitstehen.“
Für die Gemeinde Biederitz, ebenfalls im Jerichower Land, ist Paul auch der stärkere Schadensverursacher gewesen:
„Rund 100.000 Euro gehen auf dessen Konto“, berichtet Bürgermeister Kay Gericke. Bei dem Unwetter hatte die Gemeindewehrleitung (Stadtbrandmeister) bis zu sechs Feuerwehren koordiniert.
„In so einem Fall gilt es für den Bürgermeister vor Ort zu sein – Entscheidungen zu treffen und zu organisieren.“
Kay Gericke, Bürgermeister der Gemeinde Biederitz
Ein ungewöhnlicher Schaden ereignete sich zudem im vergangenen Jahr aufgrund des Sturms Xavier im Gasnetz: Im Landkreis Hildesheim hatte ein Baum beim Umsturz mit seinem Wurzelwerk eine Gasleitung derart beschädigt, dass die Versorgung unterbrochen war.
Fachleute beraten Krisenstäbe
Grundsätzlich ist für den Katastrophenschutz die jeweilige Gemeinde verantwortlich. Bei großen Vorkommnissen, etwa beim Elbhochwasser 2013, wurden auf Landesebene Krisenstäbe gebildet. Avacon stellt diesen dann einen Fachberater zur Seite. Aber auch ohne Unwetter kann es passieren, dass die Feuerwehr, Polizei, andere Helfer und der Netzbetreiber ausrücken. Anfang des Jahres etwa fing ein Transformatorenhaus in Bad Münder im Landkreis Hameln-Pyrmont aufgrund eines technischen Defekts Feuer. Der Notdienst von Avacon, die Feuerwehr und Polizei wurden alarmiert.
„Der Einsatz verlief gut. 120 Haushalte hatten keinen Strom, aber die Menschen haben mit Verständnis reagiert.“
Hartmut Büttner, Bürgermeister der Stadt Bad Münder am Deister
Bevor die Feuerwehrleute loslegen konnten, nahm Avacon die Anlage vom Netz. Danach wurde der Brand mit Kohlendioxidgas gelöscht.
Mittlerweile ist es in der Netzleitstelle wieder ruhig. Das Team überwacht im Tagesgeschäft die Strom- und Gasnetze und nimmt Schaltungen vor, etwa wenn Installations- oder Wartungsarbeiten anstehen. Im Bereich Strom investiert das Unternehmen übrigens ins Mittelspannungsnetz und verlegt Leitungen vermehrt unter die Erde.
„Damit verabschieden wir uns zunehmend von Freileitungen, die durch mechanische Einflüsse von außen geschädigt werden können. Wenn die Zahl der Unwetter zunehmen sollte, können wir Ausfälle durch ein weniger empfindlicheres System kompensieren.“
Helge Born, Leiter Netzsteuerung bei Avacon
Das sorgt für mehr Versorgungssicherheit.