24/7 für Sie erreichbar

Wir sind jederzeit für Sie erreichbar. Wählen Sie hier Ihren gewünschten Kontaktkanal aus.

Kommunale Demografietypen

Welcher Demografietyp ist Ihre Kommune?

Der demografische Wandel tritt überall in anderer Gestalt auf. Die spezifischen Voraussetzungen und Einflussfaktoren in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Infrastruktur oder Steueraufkommen verstellen oft den Blick auf seine grundlegenden Mechanismen und Ausprägungen.

Um Entscheidungsträgern trotzdem eine Standortbestimmung der eigenen Kommune zu ermöglichen, hat die Bertelsmann-Stiftung rund 3.000 deutsche Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern zu insgesamt 9 Demografietypen zusammengefasst. Die Basis der Typologie bilden Daten des „Wegweisers Kommune“ aus dem Jahr 2013.

Je nach Demografietyp werden Herausforderungen, Potenziale und konkrete Handlungsansätze beschrieben, die als Orientierungsrahmen für individuelle Strategien und konkrete Projekte in den Bereichen Stadtentwicklung, Mobilität, Digitalisierung, Geflüchtete, Partizipation, Familien- und Seniorenpolitik dienen können.

Stabile ländliche Städte und Gemeinden

Zu Typ 1 gehören bundesweit 603 Kommunen, von denen die meisten über weniger als 10.000 Einwohner verfügen. Sie liegen überwiegend in wirtschaftlich und demografisch stabilen ländlichen Räumen. Während sie für den Zuzug junger Familien durchaus attraktiv sind, bieten sie jungen Erwachsenen nur wenige Perspektiven in Sachen Ausbildung und Beruf. Die dort ansässige Bevölkerung verfügt über leicht überdurchschnittliche Einkommen, was den Kommunen moderate finanzielle Handlungsspielräume ermöglicht.

Zentren der Wissensgesellschaft

Zu den 51 Städten und Gemeinden vom Typ 2 gehören 24 deutsche Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern, darunter die vier Millionen-Metropolen Berlin, Hamburg, München und Köln sowie viele Universitätsstädte. Als Standorte von Forschung und Entwicklung, hoch qualifizierter Dienstleistungen und Produktion verfügen sie über einen außergewöhnlich hohen Anteil hochqualifizierter Bewohner. Sie sind geprägt von einem sehr starken Bevölkerungswachstum, wirtschaftlichem Wachstum und einem hohen Steueraufkommen. Gleichzeitig gib es auch einen höheren Anteil materiell und sozial bedürftiger Menschen.

Prosperierende Kommunen im Umfeld dynamischer Wirtschaftszentren

Die 179 kleinen und mittelgroßen Städte und Gemeinden des Typs 3 liegen in den wirtschaftsdynamischen Regionen Deutschlands. Ihre demografische und wirtschaftliche Entwicklung ist seit Jahren durch Zuwanderung und Wirtschaftswachstum geprägt. Die Bevölkerung des Typs 3 verfügt über die größte Kaufkraft aller neun Demografietypen, während der Anteil von Transferleistungsempfängern am niedrigsten ist. Entsprechend verfügen die Kommunen über ein hohes Steueraufkommen bei niedrigen Sozialausgaben.

Mit einer Einwohnerschaft, deren Einkommen weit über und deren Armutsquote weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen, und mit zum Teil beträchtlichen Einnahmen aus der Gewerbesteuer haben die Städte und Gemeinden des Typs 3 sowohl hohe Steuereinnahmen als auch relativ geringe Sozialausgaben.

Wohlhabende Kommunen in ländlichen Räumen

Bei den 284 Kommunen des Typs 4 handelt es sich überwiegend um kleine Gemeinden und Städte im ländlichen Raum. Sie dienen in erster Line als gering besiedelte Wohnstandorte ohne größere Arbeitsplatzangebote. Entsprechend viel müssen ihre Bewohner pendeln. Trotzdem verzeichnen diese Städte und Gemeinden hohe Wanderungsgewinne durch junge Familien. Die Städte und Gemeinden des Typs 4 haben den höchsten Anteil von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren und den niedrigsten von Einwohnern ab 65 Jahren. Die Kommunen verfügen über eine relativ gute Haushaltssituation und finanzielle Handlungsfähigkeit.

Städte und Gemeinden im strukturschwachen ländlichen Raum

Über die Hälfte der 499 Gemeinden und Städte haben weniger als 10.000 Einwohner. Dabei stagniert oder schrumpft ihre Einwohnerzahl durch niedrige Geburtenraten bereits seit Jahren stärker als im bundesdeutschen Durchschnitt. Aufgrund der geringen Präsenz von Unternehmen und Arbeitsplätzen verfügen sie über eine geringe Steuerkraft und hohe Schulden. So sind die Schulden der kommunalen Haushalte im Schnitt 1,8-fach höher als die jährlichen Steuereinnahmen.

Stabile Mittelstädte

Die typischen Kommunen des Typ 6 liegen im Umland großer Zentren oder sind Kreisstädte und Tourismusorte in ländlichen Regionen. Sie bilden regional bedeutsame Wirtschafts- und Versorgungszentren mit einem positiven Wanderungssaldo und einer weitgehend stabilen Einkommenssituation. Die Kaufkraft der Privathaushalte ist etwas höher als im Durchschnitt aller neun Typen und Akademiker sind leicht überdurchschnittlich vertreten. Die Städte und Gemeinden in Typ 6 verfügen über eine relativ hohe Steuerkraft und aufgrund geringer Armutsquoten vergleichsweise geringe soziale Belastungen.

Wirtschaftszentren mit geringerer Dynamik

In den 140 Wirtschaftszentren, Universitätsstädten und Umlandgemeinden des Typs 7 leben rund 13,7 Millionen Einwohner. Neben der hohen Einwohnerdichte sind sie durch einen großen Anteil von Arbeitsplätzen für hoch qualifizierte Beschäftigte in öffentlichen und privaten Verwaltungen und Dienstleistungsunternehmen, Universitäten oder Forschungsinstituten geprägt. Trotzdem liegt die Kaufkraft der Bevölkerung deutlich unter dem Durchschnitt. Zugleich sind viele Einwohner auf öffentliche Unterstützungsleistungen angewiesen. Den relativ hohen Steuereinnahmen der Städte und Gemeinden stehen oft extrem hohe Schulden gegenüber.

Stark alternde Kommunen

Die 369 zum Typ 8 gehörenden Kommunen liegen oft in strukturschwachen Regionen und unterscheiden sich von den meisten anderen Demografietypen durch ihre sehr geringen Wanderungsgewinne. Vor allem junge Familien wandern in großem Maßstab ab. Die Kaufkraft der Bewohner liegt um mehr als zehn Prozent unter dem Durchschnitt aller Kommunen. Zehn Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahren sind von Sozialleistungen abhängig und jedes sechste Kind lebt in einer armen Familie. Entsprechend liegt die Steuerkraft der Kommunen um gut 20 Prozent unter dem Durchschnitt aller Städte und Gemeinden. Positive Ausnahmen bilden dabei nur einzelne Tourismusorte.

Stark schrumpfende Kommunen mit besonderem Anpassungsdruck

Typ 9 umfasst 260 Kommunen mit rund 4,5 Millionen Einwohnern. Sie liegen überwiegend in ländlichen Regionen im Osten Deutschlands. Trotz ihrer Funktion als regionale Wirtschaftsstandorte und Verwaltungszentren verläuft die wirtschaftliche Entwicklung sehr verhalten, rund 80 Prozent der Kommunen verzeichnen seit Jahren rückläufige Einwohnerzahlen. Die Kaufkraft der überalterten Bevölkerung liegt um fast ein Viertel unter dem Durchschnitt aller Kommunen. Entsprechend prekär ist die Situation der kommunalen Haushalte. So liegt die Steuerkraft der Städte und Gemeinden um 40 Prozent unter dem Durchschnitt.

Mehr zu kommunalen Demografietypen

Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Konzept und den Hintergründen der Demografietypen: