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Fast ein halbes Jahrhundert im Amt

Kurt Blume führt das Bürgermeisteramt in Auhagen ehrenamtlich. Wenn seine Amtszeit 2021 endet, kommt er auf fast 50 Jahre Dienstzeit. Im Interview spricht er über sein Erfolgsrezept, heutige Herausforderungen und seine Lieblingsanekdoten.

Kurt Blume (© Kurt Blume)

Herr Blume, wie haben Sie es geschafft, immer wieder gewählt zu werden?

Ich habe in den vergangenen 45 Jahren etwa 15 Wahlen bestritten und gewonnen. 1972 bin ich aus dem Stand heraus gewählt worden. Mein Erfolgsrezept? Vertrauen schaffen. Das wird umso wichtiger, je kleiner der Ort ist.

Welche Aufgabenbereiche haben sich in der langen Amtszeit besonders gewandelt?

Verändert haben sich eigentlich alle Aufgaben. Aber am stärksten ist der Verwaltungsaufwand gestiegen, mindestens um das zehnfache. Denn: Abgeschafft werden immer nur Gesetze, die man sowieso nicht mehr anwendet. Es kommen aber immer neue, kompliziertere Gesetze hinzu. Als ich angefangen habe, konnten wir beispielsweise in der Gemeinde noch selbst Personalausweise ausstellen, das geschieht heute in Berlin. Oder wir hatten früher einzelne Hilfsarbeiterkräfte, nun gibt es einen Bauhof mit vielen Mitarbeitern und einem eigenständigen Bauleiter...

Kurt Blume (re.) und Avacon-Kommunalreferent Frank Glaubitz vor dem Kindergarten der Gemeinde Auhagen. Hier hat der Bürgermeister sein Büro. In seiner Amtszeit hat er für viele Projekte gekämpft: für die Dorferneuerung oder die Klärteiche, in denen eisenhaltige Sedimente aus dem Steinkohlebergbau zu 80 Prozent zurückgehalten und damit der Fischbestand sowie andere Wasserbewohner der Sachsenhäger Aue geschützt werden. (© Joachim Lührs / JOPRI-Foto)

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus, wie hat er sich zu früher verändert?

Früher war ich voll berufstätig und habe als Bürgermeister und Gemeindedirektor alles nach Feierabend gemacht. Halbe Nächte habe ich mit meiner Frau etwa Lohnsteuerkarten geschrieben. Das funktioniert heute natürlich anders. Als Rentner kann ich mir die Zeit frei einteilen. Unter der Woche nehme ich jetzt abends zwei Termine an, der dritte wird überprüft.

Waren Sie schon Bürgermeister, als die Gemeinde Auhagen ans Gasnetz angeschlossen wurde – welche Entwicklung war im Energiesektor besonders wichtig?

Ja, klar! Damals hieß Avacon noch anders. Ich war dabei, als die Fackel entzündet wurde. Die Infrastrukturmaßnahme war sehr wichtig: Bis dahin hatten hier viele eine Ölheizung, aber das Heizen mit Erdgas ist viel umweltschonender. Unser Ziel, mindestens zwei Drittel der Gemeinde mit Erdgas zu versorgen, haben wir erreicht. Eine weitere bedeutsame Maßnahme war die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LEDs. Damit konnten wir viel Strom sparen. Andere Kommunen schalten nachts das Licht ab – bei uns brennen die Laternen!

Vor welchen Herausforderungen steht Auhagen, etwa in Sachen Digitalisierung, und wie geht die Gemeinde diese an?

Fortschrittlich: Schon vor Jahren haben wir als erste Kommune im Landkreis das Glasfasernetz ausgebaut. Dabei habe ich – natürlich symbolisch – die Drähte zusammengelötet. Unsere Bürger müssen sich hier keine Sorgen machen, im Homeoffice zu arbeiten ist möglich. Ein weiteres Projekt ist freies WLAN. Dieses werden wir als Hotspot im Jugendhaus anbieten. Der Anschluss ist schon da. Den Dorfplatz hätten wir auch gern mitversorgt, aber dafür finden wir sicher noch eine Lösung.

Kurt Blume im Gespräch mit Frank Glaubitz. (© Joachim Lührs / JOPRI-Foto)

Haben Sie Lieblingsanekdoten?

Am Anfang meiner Dienstzeit kam mal ein Bürger am Sonntagmorgen zu mir und meinte, er hätte Post vom Finanzamt erhalten. Das Kuriose: Der Brief war ungeöffnet, und er bat mich, dies zu tun. Ich habe viel erlebt, eine Eheberatung habe ich beispielsweise auch mal durchgeführt. Vertrauen ist der Dreh- und Angelpunkt.

Was empfehlen Sie Bürgermeistern, die auf eine lange Amtszeit zurückblicken wollen?

Die Sorgen der Bürger ernst nehmen! Meine Errungenschaft ist die Bürgersprechstunde, die ich seit fast 50 Jahren donnerstags anbiete. Sie ist aus der Not heraus entstanden, denn wenn man diesen Job nebenberuflich macht, steht man eben nicht jederzeit zur Verfügung. Zuerst waren einige hier in der Gegend gar nicht einverstanden, denn das kannten sie ja nicht. Aber der Vorteil ist natürlich, dass ich dann auch da bin. Bei meinem Vorgänger war das eher dem Zufall überlassen. Von daher kann ich nur jedem empfehlen, eine Sprechstunde anzubieten.

Die Gemeinde im Blick

Auhagen gehört zur Samtgemeinde Sachsenhagen im Landkreis Schaumburg in Niedersachsen und hat etwa 1.270 Einwohner. Kurt Blumes Titel und Funktionen sind zahlreich: Ehrenkreistagsabgeordneter, Ratsherr, Bürgermeister, Gemeindedirektor und Mitbegründer der Samtgemeinde Sachsenhagen. Seit 2016 unterstützt ihn bei Verwaltungsaufgaben sein Schwiegersohn Heiko Monden, der auch stellvertretender Bürgermeister von Auhagen ist.