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Humanoide Roboter auf dem Weg in die Arbeitswelt

In Science-Fiction-Filmen gehören sie zur Standardbesetzung: humanoide Roboter, die sich ähnlich wie Menschen verhalten und sie bei ihrer Arbeit unterstützen. Tatsächlich wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis die künstlichen Helfer auch in der Realität zum Alltag gehören. Erste Versuche laufen bereits und sie zeigen, dass die moderne Technik auf vielen Ebenen zur Entlastung beitragen könnte – auch in Kommunen.

Stellen Sie sich den Eingangsbereich eines Rathauses vor. Neben der Infotafel mit den verschiedenen Abteilungen steht ein Roboter. Sein Lächeln sieht ein wenig naiv aus, aber das täuscht. „Pepper“, so der Name des Modells, ist so programmiert, dass er Mimik, Körpersprache und Stimmlage der Besucher interpretieren kann. Er merkt also direkt, ob jemand gut gelaunt ist oder verärgert. Und Pepper kennt sich aus. Mitarbeiter des Rathauses haben ihn mit allen verfügbaren Informationen gefüttert. Außerdem ist der Roboter über WLAN mit dem Internet verbunden und recherchiert zur Not schnell selbst, was er noch nicht weiß. Einfache Fragen der Besucher kann er direkt beantworten und ihnen außerdem erklären, wo sie die zuständigen Sachbearbeiter finden – das ist nur eines der Anwendungsbeispiele für humanoide Roboter.

Erste Praxistests laufen

Pepper gibt es wirklich. Ein französisches und ein japanisches Unternehmen haben ihn gemeinsam entwickelt, und die Wuppertaler Entrance GmbH vertreibt ihn seit 2016 in Deutschland. Andreas Mucke, Wuppertals Oberbürgermeister, hat ihn sogar zum Ehrenbürger ernannt. Der PR-Gag hat einen ernsten Hintergrund, er soll die Bedeutung dieser Zukunftstechnologie hervorheben. Denn Pepper hat noch viel vor. Er hat schon probeweise gekellnert, Mitarbeiter im Verkauf unterstützt, und seit wenigen Monaten gehört er zum festen Team der Frankfurt University of Applied Sciences. Die Wissenschaftler entwickeln und programmieren neue Anwendungen, damit Pepper bald Pflegekräften zur Hand gehen kann. Ersetzen soll er Fachpersonal nicht. Peppers Aufgabe könnte es hingegen unter anderem sein, Patienten an die Einnahme ihrer Medikamente zu erinnern, oder er hilft bei der Essensausgabe.

Auch an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) hat ein Roboter seine Arbeit aufgenommen: „Zora“ basiert auf derselben Technik wie Pepper. Er kann den Patienten Nachrichten übermitteln, sie zu Fitnessübungen motivieren und sie zum Lachen bringen, was in einer Kinderklinik besonders wichtig ist. Zora singt dafür, tanzt und erzählt sogar Geschichten. „Gemeinsam mit der Kinderklinik und der IT des UKSH wird es in dem Projekt nun darum gehen, die Einsatzmöglichkeiten im Krankenhaus anzupassen und weiterzuentwickeln“, sagt Werner Haas, Geschäftsführer der Firma HCS Computertechnologie GmbH, der deutsche Partner des belgischen Unternehmens Zora Robotics. Für den Anfang ist geplant, dass Zora die Klinikclowns bei ihrer Visite unterstützt. In Kooperation mit der Physiotherapie soll er den Kindern zudem therapeutische Übungen vermitteln. Eine besondere Herausforderung wartet auf ihn im Autismus-Projekt. Den betroffenen Kindern fällt es oft leichter, mit Dingen zu kommunizieren als mit Menschen. Hier könnte sich Zora unverzichtbar machen. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind in Planung, zum Beispiel Übersetzerdienste für ausländische Patienten. 

Einen etwas anderen Weg verfolgt ein dreiköpfiges Forscherteam, zu dem auch Prof. Sami Haddadin von der Leibniz Universität Hannover gehört. Die Wissenschaftler haben ein Konzept geschaffen, das die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Industrierobotern erleichtern soll. Dafür zeigen die Roboter ähnliche Verhaltensweisen und weichen zum Beispiel bei plötzlichen Berührungen aus. Neue Aufgaben lernen sie, indem sie die menschlichen Kollegen nachahmen. Dieses Prinzip könnte unter anderem auf die Pflege übertragen werden. Für das Projekt „Mittelpunkt Mensch – Roboterassistenten für eine leichtere Zukunft“ hat das Team den Zukunftspreis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation erhalten. 

Keine Roboter ohne Akzeptanz der Menschen

Bleibt eine Frage: Wie steht es überhaupt um die Akzeptanz der Roboter? Eine Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat eindeutige Ergebnisse erbracht: 83 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, einen Service-Roboter zuhause zu nutzen, wenn sie dadurch im Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen könnten. Mehr als die Hälfte der Befragten würde ihn schon jetzt durchaus als Haushaltshilfe nutzen. Eines aber ist wichtig: Die Roboter dürfen den Menschen nicht zu ähnlich sein. Das haben Wissenschaftler am Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik der Universität Koblenz-Landau herausgefunden. Bei Testreihen stellten sie fest, dass Roboter, die zu selbstständig reagierten, den Probanden unheimlich waren. Außerdem verhalten sich die modernen Maschinen noch nicht perfekt. Wenn sie aber echt aussehen und sich trotzdem eckig bewegen oder einen Moment zu spät lächeln, entwickeln menschliche Beobachter eine Abneigung gegen sie. Stark vereinfachte Gesichtszüge wirken daher deutlich sympathischer. 

Roboter schaffen Zeit für qualifizierte Aufgaben

Klappt alles, könnten die humanoiden Roboter eine große Unterstützung sein. Zu diesem Ergebnis kommt das BMBF. In den vergangenen zwei Jahren hat es 25 Projekte der Innovations- und Technikanalyse (ITA) gefördert. Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass die Maschinen Fachkräften leichte Arbeiten abnehmen könnten, wodurch diese mehr Raum für qualifizierte Tätigkeiten hätten. Das klingt auch nach einer guten Option, zum Beispiel für Bereiche wie Pflege, Verwaltung, Vertrieb und Produktion. Natürlich werden grundsätzlich auf der einen Seite Arbeitsplätze wegfallen, andererseits kommen wohl neue Stellen in der Technologiebranche hinzu. Bildung wird in jedem Fall noch wichtiger. Denn ungelernte Arbeitskräfte werden tatsächlich mit der mechanischen Konkurrenz zu kämpfen haben. Schließlich lernt sie schnell hinzu.