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Wetter: Gute Aussichten für morgen?

Hier sind Wetterexperte Sven Plöger, Oderwalds Samtgemeindebürger­meister Marc Lohmann und Avacon-Kommunalreferentin Antje Klimek im Gespräch zu sehen (v. li.). (© Joachim Lührs / JOPRI-Foto)

Was bedeutet der Klimawandel für Kommunen? Darüber referierten bei den Kommunalen Dialogen 2018 die Diplom-Meteorologen Sven Plöger und Karsten Schwanke. Sven Plöger stand uns zu dem Thema Rede und Antwort.

Diplom-Meteorologe Sven Plöger (© Joachim Lührs / JOPRI-Foto)

Hitze, Trockenheit, Hochwasser – ist das der Klimawandel oder nur das Wetter?

Im ersten Moment ist das natürlich Wetter. 2018 lag ein Hoch viele Wochen nahezu ortsfest über Skandinavien und brachte einen langen, heißen und trockenen Sommer. Das gab es auch früher schon, etwa 2003, 1976, 1947, 1934 oder 1889. Schon lange litt ganz Europa nicht mehr unter einer solchen Hitze. Bis zum Polarkreis gab es wochenlang über 30 Grad –  nirgends fand man ein Kaltluftreservoir; dazu kamen Waldbrände von Schweden über Portugal bis Griechenland. Und der Frühling fiel ja quasi aus. Von winterlicher Witterung im März schaltete die Atmosphäre sofort auf Sommer um. Die Frage ist: Wieso blieb das Hoch so lange stehen? Und da kommt der Klimawandel ins Spiel. Durch den Rückzug des arktischen Eises erwärmt sich die Polregion. Die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Pol werden geringer und so schwächt sich der Jetstream, das Starkwindband in der Höhe, ab. Dadurch ziehen die Hochs und Tiefs langsamer.

Sven Plöger (re.) im Gespräch mit Dr. Stephan Tenge, Kommunal- und Technikvorstand Avacon AG (© Joachim Lührs / JOPRI-Foto)

Steigt die Zahl der Unwetter oder nehmen wir diese nur stärker wahr, weil heute vielfach darüber berichtet wird?

Durch das oben beschriebene „Standwetter“ wird das Wetter extremer. Ist das Hoch lange bei uns, drohen Hitze und Dürre. Bleibt das Tief quasi ortsfest, kommt es zu großen Regenmengen mit Hochwassergefahr. Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die intensive Berichterstattung verstärkt den Effekt sicherlich, aber grundsätzlich zeigen die Statistiken des Wettergeschehens bereits jetzt in einigen Parametern klare Veränderungen.

Verstärken sich extreme Wetterlagen auch in kleineren Regionen?

Eines der großen Probleme sind Starkregenfälle. Auch in trockenen Sommern wie 2018 hat es lokal immer wieder heftige Gewitter gegeben. Wenn diese wegen fehlenden Windes kaum weiterziehen, fällt aller Regen mehr oder weniger an dieselbe Stelle und verteilt sich nicht. Ergebnis: lokale Überschwemmungen. In tiefen Taleinschnitten, können sich die Wassermassen dann zu reißenden Fluten verstärken, wie unlängst immer wieder geschehen. 

Beim zweiten der insgesamt fünf Kommunalen Dialoge von Avacon am 16. August in Börßum in der Samtgemeinde Oderwald erläuterte Diplom-Meteorologe Sven Plöger kommunalen Vertretern, wie der Klimawandel Städte und Gemeinden betrifft. (© Joachim Lührs / JOPRI-Foto)

Welche Maßnahmen greifen, um den Klimawandel aufzuhalten?

Wir brauchen für die Zukunft eine Doppelstrategie. Zum einen müssen wir uns an die bereits vorhandenen Veränderungen anpassen. Da braucht es eine gründliche Planung und enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft. Auch in Dürrejahren darf die Arbeit am Hochwasserschutz nicht vernachlässigt werden, selbst wenn das Thema in dem Moment natürlich seltsam anmutet. Zum anderen müssen wir es schaffen, unsere Emissionen zu reduzieren. Die Weltgemeinschaft kennt das Problem seit zig Jahren und redet darüber. Nun müssen wir handeln und das tun, was beim Abkommen in Paris 2015 vereinbart wurde. Es sind noch rund 20 Jahre Zeit um erfolgreich umzusteuern. Es ist „fünf vor“, aber noch nicht „fünf nach“ zwölf. Deshalb lohnt es sich, anzupacken – jedoch nicht ideologisch motiviert und mit überbordendem Eifer, sondern pragmatisch an der Sache orientiert.

Der Bund fördert Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Wie wichtig wird es für Kommunen künftig sein, Vorsorge zu treffen?

Aus meiner Sicht spielt die Anpassung für Kommunen und Städte eine zentrale Rolle. Wir brauchen Städte und Gemeinden, in denen man gut leben kann – auch vor dem Hintergrund einer in Europa immer mehr alternden und damit zum Beispiel für Hitze sehr anfälligen Gesellschaft. Die Stadtmeteorologie wird eine zunehmende Bedeutung erlangen. Es muss dafür gesorgt werden, dass unsere stark versiegelten Städte wieder ländlicher werden. Wir brauchen mehr Grün – auch auf den Dächern. Wasserflächen haben durch die Verdunstungskälte große Bedeutung und vor allem spielt die Belüftung eine Rolle. Es muss so geplant und gebaut werden, dass nirgends ein Hitzestau entstehen kann.

Kommunale Dialoge 2018

Mit fünf Veranstaltungen boten die Kommunalen Dialoge von Avacon wieder Gelegenheit zu Information und Austausch. Neben Vorträgen zu Wetterextremen und Klimawandel gab es Beiträge zu Quartiers- und Mieterstromkonzepten, zum Projekt Region 2040 und weiteren aktuellen Themen aus dem Unternehmen Avacon.